Tierisches Eiweiß ist wichtig! Diese Aussage hört man von vielen Menschen. Oftmals sind es Sportler, die ihren Muskelaufbau im Blick haben, oder auch Fleischesser, die Veganer überzeugen wollen, doch mal ins Steak zu beißen. Aber ist das auch wirklich so?
Nein. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass tierisches Eiweiß längst nicht so wichtig ist, wie wir es immer annehmen. Ganz im Gegenteil: Krass gesagt erhöht anscheinend das tierische Protein das Risiko, dass du frühzeitig an einer Krankheit stirbst.
Alle reden von Proteinen!
Proteine sind lebensnotwendig für uns. Das brauchen wir sicherlich nicht weiter diskutieren. Nicht erst seit dem LowCarb-Ernährungstrend wird allerdings immer mehr auf die Zufuhr geachtet. Gerade Kraftsportler achten schon immer darauf, mit Hilfe der Proteine den Muskelaufbau zu unterstützen.
Aber mal ganz abgesehen von Trends und der Diskussion, wie viel Protein wir brauchen (dazu gibt es einen Podcast), möchten wir lieber einmal darauf schauen, womit wir die Eiweiße aufnehmen.
Viele schwören dabei vor allem auf tierische Produkte wie Fleisch, Eier und auch Quark. Es gibt aber auf viele pflanzliche Protein-Quellen, wie beispielsweise Hülsenfrüchte, Soja-Produkte oder auch Roggen oder Haferflocken.
Und welche Eiweiß-Quellen sind nun die besten? Darüber machen sich viele Forscher Gedanken und es gibt erst Untersuchungen, die interessante, aber auch erschreckende Ergebnisse mit sich bringen.

Ist tierisches Eiweiß ungesund?
Im medizinischen Fachmagazin „Jama Internal Medicine“ haben Forscher eine Untersuchung veröffentlicht, nach der Menschen, die überwiegend pflanzliche Eiweiße zu sich nehmen, eher gesund alt werden können.
Im Umkehrschluss bedeutet das also: Wer überwiegend tierische Eiweiße zu sich nimmt, erhöht das Risiko, an einer Erkrankung zu sterben. Hört sich schon krass an, ist aber wirklich so.
Forscher der Harvard Medical School kamen zu diesem Ergebnis, nachdem sie die Daten von zwei Langzeitstudien mit Todeszahlen in Zusammenhang brachten. Die Daten stammen von mehr als 130.000 Menschen, die im Schnitt Ende Vierzig waren und bis mehr als 30 Jahre mit Studien begleitet wurden. Unter anderem haben sie alle zwei Jahre Fragebögen ausgefüllt, die Aufschluss über ihre Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände gaben.
Während dieser Studienzeit starben 36.115 Teilnehmer. Über 13.000 davon an Krebs, fast 9.000 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die restlichen an anderen Ursachen.
Den Forschern fiel beim Zusammenbringen der Daten auf, dass die meisten Studienteilnehmer mehr tierische als pflanzliche Eiweiße zu sich nahmen. Im Detail bestanden die tägliche aufgenommenen Kalorien durchschnittlich zu 14 Prozent aus tierischen und zu vier Prozent aus pflanzlichen Proteinen.
Was macht den Unterschied?
Die Forscher haben nicht nur betrachtet, wer welche Eiweiße zu sich genommen hat, sondern wie diese Ergebnisse mit anderen Dingen in Verbindung stehen. Und da zeigte sich deutlich: Tierische Eiweiße sind nicht unbedingt die gesündere Variante.
Es zeigte sich deutlich: Nahmen die Studienteilnehmer während der begleiteten Zeit mehr tierisches Eiweiß als der Durchschnitt zu sich, erhöhte sich auch das Sterberisiko und ganz besonders das Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu sterben.
Wer mehr pflanzliche Eiweiße, reduzierte dagegen das Sterberisiko merklich – auch in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Natürlich sind solche Untersuchungen immer mit einer gewissen Skepsis zu betrachten, denn es sind Ableitungen aus Daten und es kann nicht hundertprozentig bewiesen werden, dass die Herkunft des Eiweißes allein den Ausschlag gibt. Es sind nur Tendenzen erkennbar.

Aber wir brauchen doch tierische Proteine, oder?
Wer Vegan lebt, kennt die besorgten Aussagen von den Mitmenschen, die darauf hinweisen, dass wir doch aber unbedingt die tierischen Proteine brauchen.
Auch Sportler setzen vor allem auf Fleisch und Quark, um ihren Protein-Bedarf zu decken. Aber gerade hier ist es beim Muskelaufbau z. B. völlig unerheblich, woher das Protein stammt.
Wenn man es ganz herunter bricht, bestehen pflanzliche und auch tierische Eiweiße aus den gleich en Aminosäuren. Unterschiede gibt es nur in der Anzahl dieser Aminosäuren und in deren biologischen Wertigkeit. Diese Wertigkeit gibt Aufschluss darüber, wie schnell der Körper die Proteine aufnimmt und verstoffwechselt. Als Maßstab gilt: bei 100% findet eine sehr gute Verwertung statt.
Das richtige Maß
Schaut man sich dann einmal an, wie hoch die Wertigkeit bei den pflanzlichen und tierischen Quellen ist, fällt vor allem eins auf: Die biologische Wertigkeit bei den tierischen Protein-Quellen ist oftmals viel höher als bei pflanzlichen Alternativen. Wie passt das nun mit der Aussage zusammen, dass pflanzliche Eiweiße gesünder sind?
Das hängt mit weiteren Faktoren zusammen. Denn wenn wir Eiweiß über Lebensmittel aufnehmen, bestehen diese ja nicht zu 100 Prozent aus eben diesen Proteinen, sondern auch aus vielen anderen Dingen.
Das beispielsweise Fleisch (insbesondere das rote) inzwischen für viele Krankheitsbilder verantwortlich gemacht werden kann, ist kein Geheimnis mehr. Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch zu essen. Das wäre aber natürlich viel zu wenig, um den Eiweiß-Bedarf zu decken.
Es gilt also, auch für Fleischesser, nicht nur pflanzliche Eiweiße, sondern auch die anderen positiven Faktoren pflanzlicher Lebensmittel zu sehen, wenn man die Chance auf ein langes, gesundes Leben erhöhen möchte.
Wer es nicht möchte, muss also auch nicht auf Fleisch und andere tierische Lebensmittel verzichten. Aber es ist auch nicht gut, zu viel davon zu essen. Pflanzliche Alternativen hingegen bringen viele Vorteile mit sich, die nicht zu verachten sind und auch für Fleischesser eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
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