Dieser Podcast ist leider nicht mehr aktiv. Hier findest du jedoch eine Zusammenfassung der Folge.
Ist man auf Facebook in einigen Ernährungsgruppen oder Zero Waste-Gruppen unterwegs, findet man oft Postings nach dem Schema: „Hurra, ich hab jetzt dieses oder jenes Bio-Produkt gekauft“ oder „Ich benutzte jetzt Haarseife statt Shampoo aus der Flasche“. Und dann kommt in den Kommentaren der Nächste an und schreibt: „Ja schön, aber das ist nicht bio/vegan/nicht unverpackt/regional/saisonal/etc.!“ Diese Liste kann man beliebig fortführen.
Also egal, wie sehr man sich bemüht, es kommt immer jemand der sagt, dass das aber noch besser geht. Auch Felix kennt das ähnlich im Umgang mit manchen Kunden.
Natürlich ist es positiv, wenn auf ein möglichst plastikfreies Leben geachtet wird, aber es lässt sich nicht alles in der Produktion so umsetzen. Und auch wenn recyclebare Verpackungen eingesetzt werden, die zwar aussehen wie Kunststoff, es aber gar nicht sind, spürt man schon die Hysterie einiger Menschen deswegen.
Der schmale Grat zwischen Bewusstsein und Perfektion
Alles in allem ist es sehr gut, dass die Aufmerksamkeit bei den Menschen da ist und bewusster konsumiert wird. Aber leider wird es für den einen oder anderen schon fast zu einer Religion und die Vorgehensweise kann dann schon als radikal bezeichnet werden.
Fangen Menschen gerade an etwas zu ändern, erzählen online stolz von ihren ersten Schritten, wird ihnen oftmals innerhalb der ersten Minuten jeder Erfolg wieder kleingeredet, weil ja nicht alles gleich perfekt ist. Das ist alles andere als motivierend. Zudem wächst der Druck, wie nun gelebt werden sollte.
Das spüren wir auch selbst, wenn wir beispielsweise für den SimplyGesund Instagram-Account Postings vorbereiten. Da schauen wir inzwischen genau, was wir alles verwendet haben und wo da eventuell kritische Kommentare kommen könnten.
Wenn da nicht alles frisch selbst zubereitet ist, kommen da schon erste kritische Bemerkungen. Natürlich geht alles besser, nachhaltiger, gesünder – aber es muss sich auch in den Alltag integrieren lassen. Die wenigsten Menschen können mehrere Stunden täglich allein für die Zubereitung des Essens aufwenden.
Kritik angebracht?
Die Anonymität des Internets bzw. auch die vermeintliche Distanz machen es uns aber auch leicht, kritisch zu sein. Da ist ein Kommentar schnell geschrieben und die eigene Expertise lässt sich schon mit wenigen Worten herausstellen. Was das bei dem Gegenüber auslöst, ist in dem Moment erst einmal zweitrangig.
Dabei ist es schlicht und einfach unmöglich, auf alles zu achten. Außer man wird vielleicht komplett zum Selbstversorger, aber die Möglichkeit steht auch nicht allen offen.
So müssen wir also immer irgendwo Kompromisse eingehen und vor allem den Druck aus allem heraus nehmen. Wer sich dann Gedanken darüber macht, was ihm persönlich wichtig ist (und nicht dem Nachbarn, den Menschen in Facebook & Co.), kann seinen Weg finden und gehen. Dann handelt man eigenverantwortlich und sammelt wertvolle Erfahrungen.
In diesem Zusammenhang habe ich auch ein Youtube-Video von „Rohe Energie“ geschaut, wo sie auch eine Antwort auf die Frage gaben, wie es bei ihnen mit Bio-Lebensmitteln aussieht.
Bei den Machern des Videos handelt es sich um eine vegane Familie mit drei Kindern, die oft auch ihre Einkäufe zeigen. Da erkennt man schon, dass sie viel Wert auf Bio-Lebensmittel legen. Aber sie sagen auch ganz klar: Wir haben drei Kinder und können nicht jeden Tag im Bio-Markt um die Ecke einkaufen gehen (den es dazu noch nicht mal wirklich gibt) – ganz einfach weil es auch finanziell im Rahmen bleiben muss.
Es geht also nicht 100 %ig. Aber was geht, was im Rahmen der eigenen Möglichkeit liegt, das kann auch umgesetzt werden. Und das ist weitaus besser als gleich zu resignieren, weil nicht gleich alles perfekt geht.
Treffe deine Entscheidungen!
Wir selbst haben auch immer diese Momente. Klar, wir bekommen von Felix einmal die Woche unsere Bio-Kiste, aber ich kaufe auch noch Obst und Gemüse im Supermarkt dazu.
Da stehe ich dann vor dem Bio-Gemüse und sehe alles in Plastik verpackt. Kaufe ich also Bio, produziere ich damit eine große Menge Müll. Da muss ich dann schauen, was mir in diesem Moment wichtiger ist: Bio-Lebensmittel oder unverpackte Lebensmittel.
Ähnlich ist es, wenn ich mir online Lebensmittel bestelle oder vor Ort kaufe. Bei der Online-Bestellung ist vielleicht alles Bio und FairTrade und ähnliches – nachhaltiger aufgrund geringerer Transportwege ist dann aber der Einkauf vor Ort.
Treffen andere Menschen für sich andere Entscheidungen als ich, ist das dann aber kein Grund für mich, mich darüber aufzuregen und belehren möchte ich dann auch niemanden. Das mag ich andersherum ebenso wenig.
Im Endeffekt geht es also wirklich nur darum, seinen eigenen Weg zu finden. Lasst euch nicht zu sehr von anderen beeinflussen und diktieren, was gut oder schlecht ist, sondern trefft eure eigenen Entscheidungen.
Informiert euch, aber denkt dann auch nach, was umsetzbar ist und wo ihr Kompromisse eingehen mögt oder nicht. Eine entspanntere Haltung wird uns da allen gut tun. Seid unperfekt, genießt das Essen und das Leben.
Und da auch wir nicht perfekt sind, haben wir in dieser Woche auch kein Goodie für euch, sondern verweisen einfach darauf, dass wir gern mit euch über diese Themen diskutieren möchten!
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