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Diese Aufnahme erfolgte am Feiertag – und wir sind frisch und voller Energie dabei. Die brauchen wir auch für unser heutiges Thema, das ich speziell für Felix ausgesucht habe. Er hat es schon in vielen Folgen nebenher erwähnt, deshalb dachte ich, das machen wir heute zum Mittelpunkt der Folge. Wir werden also über die Rohkost-Ernährung sprechen!
Derzeit ist das Thema präsent wie nie und oft liest man in den Medien auch von Trend-Bezeichnungen wie Living Food, wenn es um die rohköstliche Ernährung geht. Daneben wird es auch als Schimpansen-Kost bezeichnet. Aber egal wie man es nennt, es ist auf jeden Fall ein interessantes Thema.
Rohkost bedeutet ja eigentlich, dass man die Nahrungsmittel nicht erhitzt oder kocht. Das jedoch machen wohl die meisten von uns. In der Tierwelt ist das jedoch anders. Wir haben jedenfalls noch kein Tier gesehen, dass mit einem Kochtopf durch den Wald läuft.
Also ist Rohkost eigentlich etwas ganz Natürliches -und den Tieren tut es gut. Da stellt sich mir jedoch die Frage, ob man unsere Verdauung und unseren Stoffwechsel grundsätzlich mit der eines Tieres gleichsetzen kann. Aber da kommen wir später noch zu.
Wir Menschen haben ja einige Jahre der Evolution hinter uns und waren dann doch so schlau, das Feuer zu erfinden – und auch die Kochtöpfe. Deshalb gibt es auch einige Lebensmittel, die roh eher nicht verzehrt werden sollten (Kartoffel, Auberginen) und in den Kochtopf gehören. Es gibt also einen Grund, warum wir uns zum Kochen hin entwickelt haben.
Jetzt gibt es jedoch halt auch den Trend zur Rohkost und viele sagen: Du siehst jünger aus, lebst länger und gesünder, wenn du dich rohköstlich ernährst. Gerade Veganer wechseln häufig zu dieser Ernährungsform. Die rohvegane Ernährung ist also keine Seltenheit.
Grundsätzlich wird aber doch häufig unterschiedlich interpretiert, was Rohkost eigentlich ist. Es gibt darüber hinaus auch Leute, die nicht nur pflanzliche Nahrung roh essen, sondern auch zu Rohmilch, rohem (Lamm-)Fleisch und auch rohen Fisch (Sushi) essen. Auch rohe Eier werden teilweise gegessen. Es gibt da also ganz unterschiedliche Abspaltungen davon.
Da stellt sich dann vor allem die Frage: Hat das roh nur etwas mit dem Kochen zu tun oder aber auch mit der Verarbeitung? Ist beispielsweise der Honig noch roh, wenn er geschleudert wurde? Das wird unterschiedlich ausgelegt.
Mir stellt sich auch die Frage, wie es bei der rohveganen Ernährung so funktioniert. Hülsenfrüchte sollten ja beispielsweise eigentlich nicht roh verzehrt werden, sind aber für die Veganer eine wichtige Proteinquelle. Wo bekommen sie dann also das notwendige Eiweiss her? Kann der Grundbedarf ohne gedeckt werden?
Bei der klassischen rohveganen Ernährung ist das dann tatsächlich schwierig. Einige sagen, dass es durch das Mehr an Grün ausgeglichen werden kann. Also wenn viel Wildkräuter, Sellerie etc. gegessen werden, soll das gut funktionieren. Bei anderen Sachen wie Vitaminen, die es dann nicht unbedingt in anderen Lebensmitteln gibt, kommen dann Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz. Wobei auch hier einige Rohköstler der Meinung sind, dass man sie gar nicht benötigt. Grundsätzlich kann der Protein-Bedarf jedoch auch rohköstlich mit Blumenkohl, Brokkoli etc. gedeckt werden.
Bei den meisten Rohköstlern geht es jedoch noch durch, wenn die Lebensmittel bis zu einer bestimmten Gradzahl erhitzt werden. Da wird dann oft von 42° C gesprochen, da manche Eiweiße wie die in unserem Blut ab diesem Zeitpunkt beginnen zu denaturieren. Das heißt, werden Lebensmittel über 42° C erhitzt, sind sie denaturiert, nicht mehr vollwertig und somit für Rohköstler nicht mehr akzeptabel.
Das spielt darauf an, dass die Eiweißmoleküle im menschlichen Körper bei Fieber mit 42° C denaturieren und das führt dann zum schnellerem Zelltod. Man stirbt also, wenn man länger diese Temperatur im Körper hat. Das übertragen die Rohköstler auch auf die Lebensmittel. Das stimmt einerseits, aber es heißt natürlich nicht, dass wir von gekochten Lebensmitteln sterben. Sonst säßen wir heute wohl alle nicht hier.
Allerdings könnten wir mit viel weniger Lebensmitteln auskommen, wenn wir sie frisch und roh verzehren, denn dann liefern sie uns viel mehr Energie. Und dadurch, dass wir geringere Mengen unverarbeitet aufnehmen, hat beispielsweise der Verdauungsapparat nicht so viel zu tun. Wir nehmen also mehr Energie auf, verbrauchen aber weniger und fühlen uns dadurch leichter, fitter und frischer und brauchen dann weniger Nahrung.
Der Schweizer Urs Hochstrasser ist wohl einer der berühmtesten Rohköstler, der mit seiner Frau schon mehrere Jahrzehnte rohköstlich und vegan lebt. Der berichtet, dass er den Tag über kein richtiges Hungergefühl mehr verspürt. Vom Typ her ist er ein eher schlanker Mann, jedoch kein Hungerhaken, wie man vielleicht annehmen könnte. Er kommt also mit relativ wenig aus. Er startet beispielsweise morgens mit ein paar Wildkräutern und gewinnt so viel Energie daraus, dass er oft erst am Abend wieder etwas Hunger bekommt.
Man kann also auf jeden Fall mit einem grünen Smoothie oder auch mit Rohkost oder Wildkräutern so viel Energie mit einer kleinen Menge aufnehmen, dass man tatsächlich weniger Appetit verspürt. Das hat dann aber natürlich auch mit den Ernährungsgewohnheiten zu tun, also wann der Hunger bzw. Appetit einsetzt. Wenn wir uns heute satt fühlen, haben wir uns in den Augen vieler Rohköstler schon übergessen. Das Sättigungsgefühl ist bei vielen nicht mehr im normalen Bereich. Bei der rohköstlichen Ernährung ist es leicht, dieses wieder zu erlangen.
Für viele Menschen ist heute das Kochen von Lebensmitteln auch immer mit Genuss verbunden und sie sind der Meinung, bei der rohköstlichen Ernährung könnte man diesen nicht in dieser Form haben. Das kann man aber auch anders sehen. Felix hatte sich beispielsweise auch vor der Aufzeichnung einen frischen, grünen Salat gemacht und den durchaus genossen. Darüber hinaus macht der noch wach und gibt genug Energie. Hunger hat Felix danach auch nicht mehr. Auch ich esse jeden Mittag frischen Salat und wir finden das ideal, um auch am Nachmittag noch leistungsfähig zu sein.
Gerade im Sommer, wenn wir viel Sonne abbekommen, essen wir ja auch oft intuitiv leichter und viel frisches, nicht gekochtes. Die Sonne gibt uns dann also auch Energie und macht es und einfacher, weniger zu essen. Viele Rohköstler nutzen diesen Umstand bewusst und ziehen in wärmere Regionen, wo sie sich hauptsächlich von tropischen Früchten etc. ernähren können. Auch das Gemüse, was dort geerntet und gegessen wird, hat von der Sonne beeinflusst noch mal viel mehr Nähr- und Vitalstoffe. Wer auf Rohkost umstellt sollte daher auch bedenken, wie das Umfeld ist, also wo man lebt, woher das Obst und Gemüse bezogen wird usw.
Ich hab vor einiger Zeit mal einen Blog-Beitrag einer jungen Frau gelesen, die gerade in Südamerika unterwegs war und auch die rohköstliche Ernährung ausprobieren wollte. Die schrieb, dass sie sich im Endeffekt 30 Tage lang fast nur von Bananen ernährt hat. Hier und da kamen auch mal andere Früchte mit auf den Teller, aber so richtig ausgewogen war das wohl nicht. Sie berichtete, dass sie dann beispielsweise zum Frühstück drei Bananen aß und davon satt war – beim nächsten Hunger gab es dann wieder zwei Bananen usw. Das zog sie 30 Tage lang so durch. Für mich unvorstellbar. Ich würde danach wohl keine Bananen mehr essen können.
Sind solche extremen Fälle eine Ausnahme oder gibt es das häufiger? Felix hat da auf Youtube schon Rohköstler aus den USA gesehen, die sich über Jahre nur von Bananen ernähren. Die Banane selbst hat eine hohe Nährstoffdichte, eignet sich also tatsächlich dafür. Auch Kokoswasser enthält viele essentielle Nährstoffe, so dass man über mehrere Wochen allein davon überleben könnte.
Interessant ist da beispielsweise auch das Verhalten von Kindern. In Studien und Forschungen hat man festgestellt, dass die Kinder als erstes instinktiv zu leicht verdaulicheren Lebensmitteln greifen, wenn sie noch nicht so geprägt sind von anderen Lebensweisen. Ganz ähnlich verfährt dann auch eine abgespaltete Gruppe der Rohköstler, die sich die Instinctos nennen. Die greifen dann beispielsweise zum Obstkorb, riechen an den verschiedenen Früchten, bis die Nase irgendwo hängen bleibt und wissen dann: Okay, danach verlangt mein Körper jetzt. Das essen sie dann auch. Sie essen also nach ihrem Instinkt. Mich macht das eher ein wenig skeptisch.
Generell macht mich die Rohkost etwas skeptisch, denn wie ich mal gelernt hab, gibt es ja Vitamine, die von der Wärme profitieren. Das heißt, Vitamin A oder E können wir nur aufnehmen, wenn es erwärmt ist. Was machen da die Rohköstler?
Die können in dem Fall wieder zur Nahrungsergänzung greifen oder es einfach ignorieren, dass sie es brauchen. Es ist kein einfaches Thema. Natürlich kann man durch seine Ernährung und die Lebensumstände auch viel im Körper verändern. Aber wenn man beispielsweise körperlich hart arbeitet, wird man in den wenigsten Fällen nur Rohkost essen.
Wobei es aber auch Leistungssportler gibt, die sich rohvegan ernähren. Aber die haben dann auch einen ausgearbeiteten Ernährungsplan. Generell werden zum Ausgleich gern Sprossen verwendet. Sprossen bzw. Keimlinge sind ein weiteres derzeitiges Trend-Thema – auch über die Rohkost-Szene hinaus. Darüber lassen sich also noch einige Nährstoffe heraus holen, so dass es nach Möglichkeit nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Ein regelmäßiger Check des Blutbilds ist jedoch anzuraten, damit wirklich kein Mangel entsteht.
Es ist aber richtig, dass sich manche Vitamine nicht von allein entfalten können, sondern beispielsweise auch die Zugabe von Öl brauchen – was für manch Rohköstler auch schon ein NoGo ist, da es durch die Pressung ja verarbeitet wurde.
Viele unterliegen auch dem Irrglauben, dass sie mit dem Erhitzen von Nahrungsmitteln auch alle Vitamine abtöten. Das stimmt allerdings nicht. Mineralstoffe halten enorme Hitze aus und beispielsweise auch die B-Vitamine sind sehr hitzebeständig.
Die rohköstliche Ernährung ist alles in allem für die meisten schon eine recht große Umstellung, an die man sich nach Felix Meinung aber auch gern mal herantasten darf und schauen kann, ob es einem gut tut. Das muss ganz individuell entschieden werden. Felix selbst hat es über ein Jahr mit der rohveganen Ernährung versucht und fand es generell gut. Gerade zu Beginn hat es ihm einen enormen Energieschub gegeben. Aber mit der Zeit kann das auch sehr zäh werden und wenn man dann nicht auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreift oder seinen Tagesablauf umstellt, kann es dann auch zu Energie-Tiefs kommen.
Auch die Lebensqualität ist dabei ein wichtiges Stichwort. Für Felix hat Essen auch immer etwas mit Genuss zu tun es ist für viele eher nichts, weil sie vielleicht auch das Ritual des gemeinsamen Kochens genießen.
Wer sich mit Rohkost wohl fühlt und glücklich ist, der kann das also gern so machen. Gerade wenn man auf seinen Körper achtet und hört, weiß man schnell, ob das der richtige Weg für einen ist.
Auf ein paar Punkte möchte ich noch mal etwas näher eingehen. Felix hatte den Schweizer erwähnt, der schon lange rohvegan lebt und von seiner Statur her doch eher ein wenig schmächtiger ist. Bei der Vorbereitung auf die Folge bin ich auf einen Bericht über eine Studie gestoßen (Link in den Shownotes), wo es um das Gewicht ging. Dort wurde beobachtet, dass Rohköstler über einen längeren Zeitraum hinweg zu Untergewicht neigen.
Also wer vorher normalgewichtig war, kann leicht ins Untergewicht fallen. Das wurde dort dann schon als problematisch angesehen. Wer übergewichtig ist, profitiert dann natürlich davon. Bei Normalgewicht kann es aber ungesund werden. Aber ist das wirklich eine reelle Gefahr?
Das kann natürlich schon passieren. Es gibt viele Rohköstler, die auch im hohen Alter noch fit und vital sind – das sind also positive Beispiele. Es gibt aber auch Beispiele, wo es zu Mangelerscheinungen kommt. Es passt also nicht zu jedem. Gerade bei einigen jungen Frauen kommt es dann teilweise dazu, dass sie ihre Menstruation nicht mehr bekommen. Das sollte dann ein Warnsignal sein.
Beim Gewicht ist natürlich auch immer die Frage: Was ist normalgewichtig? Gut, der Body Mass Index teilt das schon irgendwie ein. Aber stimmt das mit dem BMI denn auch wirklich immer? Wenn jemand danach als untergewichtig gilt, aber gesund und fit ist, ist das ja eigentlich kein Problem. Aber wenn es zu Einschränkungen kommt und man den Alltag nicht mehr richtig bewerkstelligen kann, ist es sehr bedenklich.
Bei der Studie wurde dann im Fazit gesagt, dass Rohkost nicht grundsätzlich als sehr gesund oder sehr schädlich angesehen werden kann. Es kommt halt immer auf den Einzelnen an. Natürlich profitieren wir alle von Rohkost in einem gewissen Maß, aber es ist auch nicht schlimm, wenn wir einen gewissen Anteil unserer Nahrung auch gekocht zu uns nehmen.
Also wenn wir Normalos da jetzt sagen: Rohkost macht Sinn und ich sehe zu, dass ich den Großteil vom Obst und Gemüse am Tag roh zu mir nehme und nur einen kleinen Teil gekocht, gedämpft etc, wäre das ja auch schon ein guter Weg, oder?
Man kann also gern den Rohkost-Anteil in der Ernährung steigern, was auch gar nicht schwer ist. Mit Obst im Müsli, Salat zum Mittag und am Abend auch noch ein grüner Blattsalat mit zum Gekochten gegessen wird, ist das schon eine gute Menge.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Körper gesundes Essen wie eine kleine Entzündung behandelt. Das Immunsystem kümmert sich dann also darum. Hört sich erst einmal schlecht an, ist in Wahrheit aber ganz gut. Denn damit wird das Immunsystem trainiert, ist dann also besser gewappnet, wenn es wirklich gegen Krankheiten antreten muss.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Rohkost selbst ist eine tolle Sache, wir müssen aber nicht alle rohköstlich oder rohvegan essen. Aber wir können über den Tag verteilt doch etwas mehr Rohkost in unsere Mahlzeiten einbinden – das wird uns gut tun.
Und damit das einfacher wird, haben wir ein paar tolle Rohkost-Rezepte zusammengestellt, die wirklich lecker sind und über den bekannten Salat hinaus gehen. Wie immer gibt es die Rezepte dann als kostenlosen Download in unserer Community!
Was hältst du von der Rohkost-Ernährung? Hast du es schon mal probiert oder könntest du dir das vorstellen?
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